Aufwärmphase und Cool-down

 

Ein Thema das immer noch nicht weit genug verbreitet ist . Immer wieder bekomme ich mit das Pferde weder richtig noch lange genug, warm geritten oder trocken geritten werden. Die meisten reiten nicht länger als 10-15 Minuten im Schritt ( und das ist für viele schon zu lang) bevor sie in den Trab über gehen. Die Arbeit an der Longe beginnt meist noch früher im Trab, doch gerade hier ist eine lange Aufwärmphase wichtig! Aber warum ist das eigentlich so wichtig und wieso ist es nicht jedem bekannt?

Gerade in den Wintermonaten, in denen die meisten Pferde nicht auf weitläufige Koppeln kommen sondern nur auf kleinen Paddocks oder gar direkt aus der Box geholt und gearbeitet werden ist es überaus wichtig für die Gesunderhaltung des Pferdes auf eine ausreichend lange Aufwärm – und auch cool down Phase zu achten.
Pferde sind Lauftiere und somit überwiegend in Bewegung, so sagt es zumindest die Natur. Gleichmäßige, meist langsamere Bewegung hat ein Wildpferd im Schnitt ca. 18 Stunden am Tag. Das schafft bei uns wohl eher niemand , auch nicht in der Haltungsform im Aktivstall. Deshalb erkaltet die Synovia ( Gelenkschmiere) bei unseren „Hauspferden". Für einen gesunden Bewegungsablauf ist es wichtig das Gelenke ,gerade bei unnatürlicher Belastung , gut geschmiert sind um den frühen Gelenkverschleiß zu vermeiden.
Kleines Beispiel : beinah jeder kennt es, das Gefühl das sich das Pferd erstmal „einlaufen „ muss, die ersten Schritte sind meist steif, manchmal auch mit einem „knacken" und nach ein paar wenigen Minuten wird es besser ,also beginnt die Arbeit im Trab. Ein Zeichen dafür das die Synovia weicher wird( durch die Bewegung) und der Bewegungsablauf geschmeidiger. In der Regel braucht die Synovia (Gelenkschmiere) 20-25 Minuten um weich zu werden und die Gelenke gut zu schmieren( bei Arthose erkrankten Pferden auch länger). Aber auch die Cool-down Phase wird nur von den wenigsten Menschen eingehalten , dabei ist es so wichtig dem Pferd die Möglichkeit zu geben nach dem Training“ runter zu kommen „. Ein überhitzten Pferd zurück in die Box zu stellen ist weder für den Stoffwechsel noch für den Bewegungsapparat gesund. Nach der Arbeit sollte das Pferd genauso lange wie in der Aufwärmphase wieder trocken/kalt geritten werden und die Möglichkeit bekommen sich abzudehnen, seine Atemfrequenz zu normalisieren und sich aus zu laufen bevor es zurück in die Box geht.

Unsere „Hauspferde" sind Belastungen ausgesetzt die sie in der Natur nicht haben. Deshalb ist es umso wichtiger darauf zu achten sie gesund zu erhalten. Mit einer Aufwärmphase von mindestens 20-25 Minuten und einer genauso langen Cool-down Phase trägt jeder Pferdebesitzer dazu bei sein Pferd gesund zu erhalten.

 

Tierphysiotherapie Sofia Paleologou

 

 

 

Aus aktuellem Anlass!

 

Bald ist es wieder soweit, die lang ersehnte Weidesaison beginnt und unsere Pferde können endlich wieder raus.

 

Durch die lange “Graspause “ ist es jedoch sehr wichtig den Pferdekörper sehr langsam an das frische, fruktanhaltige Gras zu gewöhnen. Ein zu schnelles Anweiden kann zu Koliken und /oder Hufrehe führen!  Nicht selten erreicht mich der Hilferuf “Mein Pferd hat Rehe, können Sie schnell kommen und Egeln!? “. Natürlich gibt es dann die Möglichkeit mit Absprache des Tierarztes den akuten Hufreheschub zu behandeln aber besser wäre es doch es garnicht erst soweit kommen zu lassen.

 

Eigentlich ist es garnicht schwer es richtig zu machen. Es bedarf nur etwas mehr Zeit.  

 

Gesunde Pferde sollten recht früh, angefangen mit ca. 5 Minuten, ans Gras geführt werden.  Das sollte von Woche zu Woche dann gesteigert werden.  Im besten Fall teilt man die Futterzeiten auf zwei mal,  sprich morgens und abends nochmal ein paar Minuten.

Hat man ein Pferd mit Vorerkrankungen oder den Verdacht auf z.B. Cushing, EMS oder eine andere Stoffwechselerkrankung so beginnt man am besten etwas später, das Gras sollte schon mindestens 30 cm hoch sein. Auch hier sollte auf die Verteilung geachtet werden,  morgens und abends!  Beginnen sollte man hier mit wenigen Minuten und diese auch nur sehr langsam steigern.  

 

Beispiel -

 

Ich habe einen Haflinger vom alten Schlag,  Lukas.  Lukas hatte vor ca. 5 Jahren beim Vorbesitzer eine Rehe weil er zu früh, zu lange auf die Weide kam.

Ich weide ihn jetzt an und beginne mit 2 Minuten morgens und 1-2 Minuten abends.  Nach einer Woche gehe ich auf 4-5 Minuten. Das mache ich bis er bei 45 Minuten ist.

 

Diese Pferde sollten am besten erst ganz auf die Weide wenn das Gras abgeblüht ist!  

Mit diesen wenigen Tipps kann das Risiko für eine grasbedingte Hufrehe oder Kolik gering gehalten werden.

 

Falls es trotzdem oder bereits zu einer Hufrehe gekommen ist, gibt es die Möglichkeit den Schub mit Blutegeln zu behandeln.  Ich habe das schon sehr häufig gemacht.  Allerdings immer nur in Absprache mit dem Tierarzt!  Denn mit einem starken Hufreheschub ist nicht zu spaßen!  Das kann schnell sehr schmerzhaft und manchmal sogar mit unschönen Spätfolgen für den Patienten ausgehen.  Gerade in einem so besonderen Fall ist das Zusammenspiel von Tierarzt und Therapeut von enormer Bedeutung!  

 

Es lohnt sich also sein Pferd so schonend wie möglich an das leckere Grün zu gewöhnen!  Ausserdem ist jede Minute die wir mit unseren Liebsten Pferden verbringen Gold wert 😉

 

Ich wünsche eine tolle und vorallem gesunde Weidesaison!

 
Tierphysiotherapie Sofia Paleologou 

Die Wahrheit über das Märchen vom ausgerenktes ISG!

 

Tatsächlich höre ich immer häufiger die Aussagen von besorgten Pferdebesitzern, dass das ISG des Pferdes ausgerenkt sein muss. Das löst bei mir regelmäßig Kopfschütteln aus. Die wenigsten Pferdebesitzer wissen, dass das Pferd in diesem Falle längst tot (im besten Falle "nur" querschnittsgelähmt) wäre. Immer häufiger liest man das ein blockiertes Gelenk mit einem ausgerenkten Gelenk gleichgesetzt wird. Das ist NICHT der Fall.
Blockaden sind meistens muskuläre Verspannungen, die das betroffene Gelenk in seiner freien Beweglichkeit einschränken. Deshalb folgt vor einem "rumgeziehe", wie man es immer wieder sieht, eine Massage der betroffenen und umliegenden Muskulatur um diese warm und somit weicher zu bekommen.

Das ISG wird gebildet aus dem Kreuzbein  und dem Becken - genauer aus dem Kreuzbein und dem Darmbein. Diese Strukturen werden mithilfe sehr stabiler und großer Bänder gehalten. Ein komplettes ausrenken ist faktisch unmöglich.
Die Gelenkflächen sind flach und das Gelenk besitzt keine eigenen Muskeln, weswegen oft behauptet wird es sei starr und unbeweglich. Dem ist nicht so, was recht einfach zu beobachten ist. Wäre dieses Gelenk unbeweglich, könnte das Becken in der Bewegung keine Rotation durchführen.
Wie schon erwähnt hat das ISG keine eigenen Muskeln. Die Bewegungseinschränkung kann daher also nicht kommen. Darum muss das Pferd als ganzes betrachtet werden, denn die ISG-Blockade ist oft nur eine Folge anderer Verspannungen und Bewegungseinschränkungen.
Ist die Ursache gefunden, entsprechende Massage, Dehnung und Mobilisation erfolgt, muss ein sinnvoller kleiner Trainingsplan her.
Mit Seitengängen sollte in naher Zukunft sehr vorsichtig umgegangen werden, richtig ausgeführt können sie lockernd wirken, falsch ausgeführt mehr Schaden anrichten wie Nutzen bringen. Alle Bewegungen bei der die Wirbelsäule in eine Schwingbewegung versetzt wird, sind förderlich. Fleißiger Schritt und Trab, Bergauf, Stangenarbeit, etc. Wichtig ist immer das richtige Maaß. Wird das Pferd überfordert, kann es diese Übungen nicht von alleine aufrecht halten und muss sich an der Reiterhand festhalten, drückt es den Rücken nach unten durch und fängt folglich an zu strampeln, hat dies nichts mehr mit fleißig zu tun.
Bitte werdet misstrauisch, wenn euch jemand etwas von ausgerenkten Knochen, oder einem ausgerenkten ISG erzählt!

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